LANDURLAUB BRANDENBURG 2021
LANDURLAUB BRANDENBURG 15 SCHLAUBETAL Im Südosten von Brandenburg erschließt sich dem Wanderer eine malerische Landschaft. Abtauchen in die unberührte Ursprünglichkeit des Schlaubetals mit seinen reichen Traditionen und Menschen, die sie für Besucher erlebbar machen. er Pfad ist schmal. Auf der linken Seite befindet sich ein steiler Hang, auf dem entwurzelte Bäume kreuz und quer liegen, rechts ein Fließ mit Seerosen, an dessen Ufer Farne und Moosewachsen. DerWeg ist feucht und matschig, obwohl es seit Tagen nicht geregnet hat. Immerwieder durchbrechenWurzeln die Oberfläche. Wohl dem, der festes Schuhwerk hat! Eine Gegend für Menschen, die gerne in unberührter Naturwandern. Wir befinden uns im Schlaubetal, einemNaturpark im Südosten Brandenburgs zwischen Müllrose und Eisenhüttenstadt. Die Gegend gehört zu den amwe- nigsten besiedelten Regionen Deutschlands und ist eine Schatzkammer voll seltener Tiere und Pflanzen. Wie überall in Brandenburgwaren es auch hier die Eiszeiten, die das Tal prägten. Sedimente, die vor über 100.000 Jahren in der Saaleeiszeit zurückblieben, wurdenvon der letzten Eiszeit, derWeichseleiszeit vor 10.000 Jahren, erneut überformt. Die Höhenzüge sind von charakteris- tischen Flusstälern durchbrochen. Dort, wo heute Berlin ist, befindet sich eigentlich ein riesiges, 20 Kilometer breites Flusstal, dasWarschau-Berliner Urstromtal. Das Schlaubetal lag an dessen Rand, darüber sozusagen. Auf etwa 25 Kilometern Länge hat sich die Schlaube in eine Rinne Richtung Urstromtal gegraben und mehrere Seen gebildet. Teilweise so tief, dass man das Schlaubetal auch Schlaubeschlucht nennen könnte. Wegen der steilen Hänge und sandigen Böden lohnt sich eine Landwirtschaft kaum. Doch dasWasserwird seit Jahrhunderten genutzt. 17 Mühlen gab es einst im Schlaubetal. Eine davon ist die Ragower Mühle. Sie liegt ungefähr in der Mitte des Tals zwischen Quelle und Mündung und beherbergt ein Restaurant und ein Müh- lenmuseum, in dem der Besucher sehen kann, wie die Menschenvor über hundert Jahren im Schlaubetal gelebt haben. Baldur Börnerwohnt in demHaus seit 1988, zog also bereits mit seiner Frau Ingrid Börner vor dem Fall der Mauer dort ein. Der gebürtige Brandenburger konnte das Gebäude einige Jahre nach derWiedervereinigung von der Treuhand kaufen und renovierte es anschließend liebevoll. Es ist ein besonderer Ort, inmitten in der Na- tur, kilometerweit vom nächsten Dorf entfernt – abgele- genwie eine Alm in den Bergen oder eine Insel imMeer. „Ich bin in Eisenhüttenstadt groß geworden, anschlie- ßend nach Schwerin gegangen, wollte aber unbedingt in meine alte Heimat zurück“, sagt der Mühlenwirt, der mit seiner Frau das historische Gebäude bewohnt. Die Ruhe und der nächtliche Sternenhimmel seien etwas ganz Besonderes. „Man lebt hier mit der Natur“, sagt er. Die Mühlen sind das menschengemachte Markenzei- chen des Schlaubetals. Sie sind die einzigen Gebäude in dem engen Tal, fürWanderer praktische Orientie- rungspunkte und auch Schutzhütten. Einige gibt es seit demMittelalter, wie die Ragower Mühle. „Müller war früher einwichtiger Beruf. Die Bauernvon Ragow waren gezwungen, ihr Getreide in derWassermühle in Ragowmahlen zu lassen“, sagt Baldur Börner. Die Mühle gehörte im 12. Jahrhundert dem Johanniter-Orden D Wasserkraft wird seit Jahr- hunderten im Schlaubetal genutzt (oben). Einst gab es hier 17 Mühlen. Die Ragower Mühle (unten) ist eine davon. Sie stammt aus dem Mit- telalter und wurde von Besitzer Baldur Börner aufwendig renoviert. In diesem historischen Gebäude können Urlau- ber das Mühlenmuseum besuchen und mehr über die Geschichte des Tales und der Menschen, die darin lebten, erfahren. Eine Stärkung gibt es beim Mühlenwirt im Restaurant neben dem Museum Fotos: Seenland Oder-Spree/Florian Läufer, Adobe Stock/Ina Meer Sommer, Baldur Börner Text: Martin Hildebrandt u
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NTMzMTY=