LANDURLAUB BRANDENBURG 2021

16 LANDURLAUB BRANDENBURG SCHLAUBETAL zu Friedland und später demGut Ragow. Das jetzige Gebäude ist rund 500 Jahre alt. Und dank der Arbeit der Familie Börner originalgetreu erhalten. Bereits in den 1920er-Jahren entwickelte sich der Tourismus im Schlaubetal und einige Mühlenwurden zu beliebten Ausflugslokalen. Die Berliner flüchteten amWochenende, auchwegen der neuen Bahnlinien, aus der nach Kanalisation stinkenden Stadt, um sich in der Natur zu erholen. Im Schlaubetal entwickelte sich aller- dings verglichen mit anderen Regionen eine Art sanfter Tourismus, der bis heute Bestand hat. Dies ist nicht die Gegend der großen Ferienresorts oderWellnesshotels, der Marinas und Strandbars. Es ist eine Region für Naturfreunde, die in kleinen Gasthäusern, meist in Forsthäusern oder Mühlen, nächtigen. Ein intaktes Idyll, in das der Mensch geringfügig eingegriffen hat. Mit und von der Natur leben Doch fastwärenviele Mühlenverschwunden. Die Regie- rung entschied 1968, alleWind- undWassermühlen in der DDR stillzulegen. Offiziell waren sie zu ineffizient, man benötigte größere Anlagen aufgrund der Kollekti- vierung der Landwirtschaft. So entstand bei Fürstenwal- de ein riesiges Kraftfuttermischwerk. „Die kleinen Müh- len galten als konspirative Orte“, erzählt Baldur Börner: „Manwollte verhindern, dass sich die Bauern zu einem Aufstand verabreden können, wenn sie sich in den ab- gelegenen Orten trafen.“ Mit der Stilllegung verfielen et- liche der nicht mehr genutzten Mühlen im Schlaubetal. Einigewurden zuWohnhäusern, andere zu Fischereien umgebaut. Denn die Fischerei gehört zu einemweiteren wichtigenWirtschaftszweig im Schlaubetal. „Schon seit demMittelalter betrieben die Mönche hier eine Teichwirtschaft“, sagt Inka Schwand, Leiterin des Naturparks Schlaubetal. Die Mönche aus Neuzellewaren es, die das Tal begehbar machten und erste Hütten er- richteten. So lebten die Fischer, Jäger und Müller in einer Art Gemeinschaft mit und von der Natur. Wie die Fische- rei Weidner am Rand des Schlaubetals in Dammendorf. Hier gibt es die beliebten Speisefische Aal, Zander und Hecht. Wer selbst angeln gehen möchte, kann dort auch Angelkarten für die Seen kaufen. Laut Inka Schwand habe diese Form derWirtschaft der Natur nicht gescha- det, da sie stets nachhaltigwar. Bei Naturparkswie dem Schlaubetal handelt es sich um Kulturlandschaften, in denen seit Jahrhunderten Menschen leben und arbeiten. Schwandwar zuvorwissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung (FH) Eberswalde und hat in den 90er-Jahren an der Planung des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin mitge- wirkt. Seit zwei Jahren ist sie Leiterin des Naturparks Schlau- betal, der im Jahr 2020 sein 25. Jubiläum gefeiert hat. Wobei feiernvielleicht etwas übertrieben formuliert ist. „Wir habenwegen Corona natürlich keine große Party organisiert“, sagt Inka Schwand. Aber vielleicht ist das auch gar nicht nötig, denn das Schlaubetal braucht keine Die Schlaube ist umgeben von intakter Natur und idyllischer Landschaft Fotos: Adobe Stock/Ina Meer Sommer, Klingemühle GmbH (3)

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